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Sonnenwende auf Hof Basten

 

 

Der siebenjährige Johann steht sprungbereit im Gras. Prüfend wandert sein Blick zur einige Meter entfernten Feuerstelle. Sein blondes Haar ist zerzaust, die Wangen glühen. Er weiß, das schafft er: Johann nimmt Anlauf, springt hoch, macht einen Riesensatz über die Flammen. Jubelnd rennt er zum Startpunkt zurück, während seine Schwester sich zum Sprung bereit macht. Es ist neun Uhr abends am 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres.
Sonnenwendfeier auf Hof Basten.

„Der Sprung über das Johannisfeuer ist ein alter nordischer Brauch zur Mittsommernacht“, erzählt Johanns Mutter Katharina Ehlers, die den Hof gemeinsam mit Ehemann Malte und Schwiegermutter Ellen bewirtschaftet. „Es ist eine Mutprobe und ein Glücksritual. Das Feuer symbolisiert die Kraft der Sonne, soll Gesundheit, Glück und eine gute Ernte bringen.“

Familie und Freunde nehmen auf der hölzernen Terrasse Platz, die Frauen und Mädchen mit Blumenkränzen im Haar. Es gibt Gegrilltes, Gartensalate und selbstgemachte Holunderlimonade. Ein herrlicher Abend unter wolkenlosem Himmel. Von hier aus schweift der Blick über die Weide, dahinter scheint die Sonne immer noch kräftig auf die Oelixdorfer Baumwipfel.

Hof Basten liegt auf Itzehoer Stadtgebiet, keine zehn Minuten von der Innenstadt entfernt. Während dort täglich Büromenschen an ihren Bildschirmen sitzen, werden hier die Kühe gemolken und der Salat geerntet. Den Tagesablauf gibt die Natur vor.

Katharina erzählt, über sich, den Hof und seine Traditionen. Ihr Mann Malte führt Hof Basten in achter Generation. Vor drei Jahrhunderten machten seine Vorfahren das Land urbar. „Im bäuerlichen Leben gehörten Bräuche und Rituale immer dazu“, sagt Katharina. "Wir pflegen diese Traditionen, sie zeugen von der Verbindung des Menschen zum natürlichen Jahreslauf.“ Und der wird von der Sonne bestimmt, die Getreide und Früchte wachsen lässt.

Früher war sie selbst ein Büromensch, machte Karriere in einem weltweit tätigen Unternehmen, arbeitete in Südamerika. „Irgendwann habe ich gemerkt: eine Manager-Laufbahn, das ist nichts für mich“, erzählt sie, „da bin ich ausgestiegen.“ Die Oelixdorferin kehrte in ihre Heimat zurück, zu den Wurzeln. „Mein Mann und ich kennen uns schon aus Kindertagen“, lächelt sie. Gemeinsam kümmern sie sich nun um den Hof.

 

Der biozertifizierte Landwirtschaftsbetrieb geht sorgsam mit den Ressourcen der Natur um. Eine Achtsamkeit, die Katharina anderen Menschen weitervermitteln möchte, besonders den ganz jungen: Sie bietet Bauernhofpädagogik für Kindergarten- und Grundschulkinder an. „Mittlerweile erfreuen wir uns einer regen Nachfrage“, erzählt sie. Die Kinder gehen mit ihr in den Wald und bauen Wichtelhäuser, erfahren, wie das Korn zu Brot, die Milch zu Butter oder der Keimling zum Salat wird. Sie streicheln die Kälbchen und füttern die Hühner. Erlebnisse, die im Kopf bleiben. „Denn woran erinnern wir uns später eher: an eine Stunde an der Spielkonsole oder daran, dass wir Milch geschüttelt haben und daraus Butter wurde?“, fragt Katharina. „Die Erfahrung der Selbstwirksamkeit ist prägend: Wenn du einmal mit deinen eigenen Händen einen Samen gepflanzt und etwas Essbares geerntet hast, entwickelst du mehr Bewusstsein für die Natur. Denn du schützt nur, was du liebst!“

 

Eltern rät sie: „Legt einmal in der Woche alle Handys weg und geht mit euren Kindern in den Wald.“ An diesem langen Sommerabend auf Hof Basten interessiert sich niemand für Bildschirme. Es wird fröhlich gesungen, gefeiert und getanzt. Kurz vor Mitternacht rennt Johann nochmal auf das Feuer los und springt höher als je zuvor. Nach einer alten Bauernregel ein gutes Omen: Denn so hoch wie der höchste Sprung über das Sonnenwendfeuer war, wächst in der zweiten Jahreshälfte das Getreide.

2025 06 19 hofbasten tagsüber 4238 (1)

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