Interview mit Jana Semmelmann, ehrenamtliche Betreuerin
Wie erlebst du die Umsetzung des inklusiven Konzepts im Steinburger Feriendorf? Gibt es eine besondere Situation, die dir zeigt, wie Kinder mit und ohne Beeinträchtigung im Dorf voneinander lernen?
Die Umsetzung des inklusiven Konzepts im Steinburger Feriendorf erlebe ich als sehr gelungen und bereichernd für alle Beteiligten. Kinder mit und ohne Beeinträchtigung begegnen sich hier auf Augenhöhe und lernen spielerisch voneinander. Eine besondere Situation, die mir in Erinnerung geblieben ist, ereignete sich beim gemeinsamen Basteln. Ein Junge mit motorischen Einschränkungen hatte Schwierigkeiten, eine Figur auszuschneiden. Ohne Zögern bot ihm ein anderes Kind seine Hilfe an und zeigte ihm einen Trick, wie er das Papier leichter halten konnte. Gleichzeitig lernte das helfende Kind, geduldig zu sein und alternative Wege zu finden, um gemeinsam ans Ziel zu kommen. Solche Momente zeigen, dass Inklusion im Steinburger Feriendorf nicht nur ein Konzept ist, sondern tatsächlich gelebt wird. Die Kinder entwickeln ein natürliches Verständnis für die Stärken und Herausforderungen anderer und wachsen in einer Gemeinschaft, die Vielfalt als Bereicherung sieht.
Das Feriendorf ist für viele Kinder ein Ort, an dem sie Verantwortung übernehmen und Teil einer Gemeinschaft werden können. Kannst du uns von einer besonderen Erfahrung erzählen, bei der ein Kind durch diese Erfahrung über sich hinausgewachsen ist?
Eine besondere Erfahrung, die mir in Erinnerung geblieben ist, betrifft ein Kind, das zu Beginn des Feriendorfs sehr zurückhaltend war und Schwierigkeiten hatte, auf andere zuzugehen. Es zeigte sich oft unsicher in Gruppen und zog sich schnell zurück. Im Laufe der Zeit bemerkten wir jedoch eine Veränderung: Durch die unterstützende und offene Atmosphäre im Feriendorf begann das Kind, langsam Vertrauen zu fassen. Zunächst beobachtete es nur, dann brachte es erste Ideen ein – und schließlich übernahm es selbst eine Aufgabe und motivierte andere Kinder mitzumachen. Dieser Moment war beeindruckend, weil er zeigte, wie sehr ein geschützter und inklusiver Raum Kindern die Möglichkeit gibt, Selbstvertrauen zu entwickeln und Teil einer Gemeinschaft zu werden. Das Feriendorf hat dem Kind nicht nur die Chance gegeben, sich selbst neu zu erleben, sondern auch gezeigt, wie wichtig gegenseitige Unterstützung und Zusammenhalt sind.
Was hat dich persönlich motiviert, sich im Steinburger Feriendorf zu engagieren, und was gibt dir diese Arbeit zurück?
Mich hat vor allem die Idee eines inklusiven und gemeinschaftlichen Miteinanders motiviert, mich im Steinburger Feriendorf zu engagieren. Die Möglichkeit, Kindern einen Raum zu bieten, in dem sie sich frei entfalten, voneinander lernen und neue Erfahrungen sammeln können, hat mich von Anfang an begeistert. Besonders beeindruckt mich, wie das Feriendorf Kindern mit unterschiedlichsten Hintergründen die Chance gibt, gemeinsam zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Jeder kleine Erfolg – sei es ein Kind, das plötzlich mutiger wird, oder eine Gruppe, die gemeinsam eine Herausforderung meistert – zeigt mir, wie wertvoll diese Arbeit ist. Es ist schön, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die für Offenheit, Zusammenhalt und Vielfalt steht.